Therapiemissbrauch - Maskierte Gewalt in der Psychoanalyse

Missbrauch in der Psychotherapie (Psychoanalyse)- oder Selbstentfremdung auf Rezept

Auf dieser Seite schildere ich meine Erfahrungen während und nach einer missbräuchlichen Psychotherapie. Ich habe lange gebraucht, um den Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen, denn das Erlebte löst nach wie vor Gefühle von Ohnmacht, Wut, Verbitterung und Trauer aus. Die Erkenntnis, dass man selbst zum Opfer wurde, hilflos war und unfähig, die Situation zu verändern, bleibt beschämend. Andererseits unterstützt die Veröffentlichung den Prozess der Aufarbeitung des Geschehenen. Wer an einer ausführlichen Bewertung der Vorkommnisse interessiert ist, der kann dies in der Rubrik „Aufarbeitung und Bewertung“ nachlesen.

Nach der völlig misslungenen Therapie war und ist mein Weg zurück in das ganz normale Leben bis heute außerordentlich hart und mühsam – auch begleitet von unvermuteten Rückschlägen. So fand ich nach dem abrupten Ende meiner Therapie nicht die gewünschte Unterstützung bei den Einrichtungen, die sich als Ansprechpartner für missbrauchte Patienten anbieten. Wie schon während meiner Therapie wurde ich auch danach nicht ernstgenommen. Bei meiner Krankenkasse stieß ich auf Desinteresse, und bei dem von mir konsultierten Ethikverein ging es (analog zum Verhalten meiner Therapeutin) nicht um mich, sondern darum, ein Konzept durchzusetzen, das mit meinen Bedürfnissen wenig zu tun hatte. Niemand sah sich in der Verantwortung, meine Therapeutin auf ihr unethisches Handeln anzusprechen. Sie konnte völlig unbehelligt weiter praktizieren und somit weiteren Patienten Schaden zufügen. Wie die Institutionen im Einzelnen reagiert haben, beschreibe ich in der Rubrik "Reaktionen".

Mit dieser Seite möchte ich auch Menschen ermutigen, ihren Gefühlen zu trauen, wenn sie während oder nach ihrer Therapie glauben, dass etwas in der Behandlung nicht stimmt oder gestimmt hat. Die Vorkommnisse in meinem Fall sind sicher nicht deckungsgleich mit anderen individuellen Erfahrungen - aber missbräuchliche Therapien haben oft eine ähnliche Dynamik. Ich will Therapie nicht generell schlecht machen. Ich möchte nur alle, die diesen Weg wählen, darin bestärken, sich ein gesundes Misstrauen zu bewahren. Wenn dieses Misstrauen als ungesunder innerer Widerstand gegen therapeutische Maßnahmen umgedeutet wird, kann das ein Indiz für ein inadäquates Vorgehen des Therapeuten sein - und manchmal schwerwiegende Folgen haben, wie meine Geschichte belegt.

Ich freue mich über Rückmeldungen.

Hier meine Geschichte:
"Studieren Sie nicht", hörte ich die Stimme hinter mir sagen. Die Stimme war angenehm ruhig und weich. Sie gehörte meiner Therapeutin. Ich hatte gerade erzählt, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben mochte und lieber studieren würde. Ich war 23 Jahre alt, eben mit meiner Banklehre fertig, als ich mich wegen Depressionen auf Empfehlung einer Bekannten an die Therapeutin gewandt hatte. Die Arbeit in der Bank entsprach überhaupt nicht meinen Vorstellungen. Ich sortierte Schecks und addierte die Summen. Meine Unzufriedenheit darüber machte ich auch in dieser Stunde wieder zum Thema."Warum soll ich denn nicht studieren?" fragte ich. Ich hatte ein super Abitur, und mir stand jedes Studium ohne Wartezeit offen. "Aus therapeutischen Gründen halte ich es für besser, wenn sie weiterhin in der Bank arbeiten!" sagte die Stimme hinter mir.


Sehr viele Patienten tun sich schwer, grenzüberschreitendes und respektloses Verhalten als solches zu erkennen. Sie können sich nicht dagegen wehren, da sie aus ihren dysfunktionalen Familien gewohnt sind, dass ihre Wünsche kaum wahrgenommen werden und in ihrem Leben keine Rolle spielen dürfen. Wenn es Therapeuten gelingt, ihnen glaubhaft zu machen, dass dieses übergriffige Verhalten als Bestandteil einer professionellen Therapie und als Voraussetzung für die Erreichung langfristiger Therapieziele gilt, ist der Boden für einen narzisstischen Missbrauch geebnet. Allein der Versuch den Patienten davon zu überzeugen, dass man als Therapeut weitreichende berufliche Entscheidungen für den Patienten treffen könnte, ist ein Übergriff, der nur deshalb nicht justiziabel ist, weil er aufgrund der Unwissenheit und der Unterlegenheit des Patienten unbemerkt und scheinbar gewaltfrei vonstatten geht, also in der geschützten Zweiersituation der Therapie weder auffällt noch beweisbar ist.

Ich vertraute der Therapeutin und wollte die Therapie auf keinen Fall daran scheitern lassen, dass ich ihre Kompetenz in Frage stellte und nicht das befolgte, was sie als das Beste für mich erklärte. Also biss ich die Zähne zusammen und sortierte weiterhin Schecks. Welchen Preis ich dafür zahlen musste, und was ich mir dadurch beruflich verbaute, wurde mir erst 10 Jahre später bewusst. Dass ich zu dieser Zeit von meiner Chefin auch noch gemobbt wurde, empfand die Therapeutin sogar als hilfreich. "Gerade dadurch, das Sie schlecht behandelt werden, erhalten Sie die Chance, an die die Schmerzen zu kommen, die Sie schon als Kind erlitten haben", erklärte sie mir. Wenn ich es nun als Erwachsener schaffen würde, diesen Schmerzen nachzuspüren und sie auszuhalten, dann hätte ich das Therapieziel erreicht. Alle Wege würde mir offen stehen.


Niemals darf der Therapeut seine Machtposition missbrauchen, um eigene Vorstellungen durchzusetzen. Statt dessen soll er den Klienten ermutigen und darin bestärken, selbstständig - also unabhängig von ihm (dem Therapeuten) zu werden. Wenn der Klient befriedigende, sogar beglückende Momente in seinem Alltag erlebt, wird dies seinen Mut zur Eigenverantwortung unterstützen. In meinem Fall verhielt es sich genau umgekehrt: Ich sollte in einer Mobbingsituation verbleiben, in einem Beruf, der mich ohnehin nicht erfüllte. Damals durchschaute ich nicht, dass ich unter die Kontrolle einer narzisstischen Therapeutin geraten war und so meinen Rest an Selbstbestimmung aufgab.

Weil die Situation auf meiner Arbeitsstelle immer belastender und quälender wurde, wuchs in gleichem Maße die Abhängigkeit von der Therapie. Bald kam ich mit weniger als 3 Stunden pro Woche gar nicht mehr klar.

Im weiteren Verlauf gab es zahllose „analytische“ Empfehlungen, die mein Leben zum Guten verändern sollten: "Ernähren Sie sich vegetarisch“, hörte ich eines Tages die Stimme aus dem Hintergrund. „Nur so können Sie auch schwere Situationen aushalten, und es bringt Ihre Seele weiter, wenn Sie nicht die Angst der Tiere mitessen... Lassen Sie die Frau, die an Ihnen interessiert ist, nicht bei sich übernachten... Achten Sie auf ihr Gewissen....Ziehen Sie nicht in eine Wohngemeinschaft... Sie müssen lernen alleine zu leben..." Gleichgültig wie abwegig und realitätsfremd manche Ratschläge waren, sie zielten alle auf das Gleiche ab: ich sollte nicht selbst über mein Leben bestimmen. Fortgesetzt bekam ich die angeblich therapeutisch richtigen Anweisungen übergestülpt. Ich entfremdete mich immer mehr von mir selbst, spürte mich teilweise gar nicht mehr. Für Frau Bruhn, meine Therapeutin, war dies jedoch nicht das Ergebnis ihres unsäglichen Vorgehens, sondern ausschließlich eine Folge meiner Kindheitserlebnisse. Und ich glaubte ihr. Ohne dass es mir bewusst wurde, war ich in eine Hörigkeit gegenüber der Therapeutin geraten, aus der es kein Entrinnen mehr gab. Es war ein Kreislauf, der sich verselbständigt hatte: die von der Therapeutin induzierten „Maßnahmen“ verschlechterten mein Befinden derart, dass ich immer mehr Therapiestunden brauchte, um überhaupt überleben zu können. Ich hielt es kaum mehr aus, wenn sie länger als eine Woche im Urlaub war.

So stimmte ich sofort zu, als mir Frau Bruhn vorschlug, dass ich (nachdem das Kassenkontingent erschöpft war) die Stunden aus eigener Tasche zahle. Nun floss auch noch die Hälfte meines Gehaltes in die Therapie, und so hatte ich auch in finanzieller Hinsicht kaum mehr Handlungsspielraum. Ich verschuldete mich und musste einen Kredit aufnehmen, um die Therapie zu finanzieren.

Die therapeutische Arbeit wurde derweil immer abstruser. Als ich aufgrund meiner zunehmenden Destabilisierung Verzweiflung und Wut verspürte und dieses zum Ausdruck brachte, suchte Frau Bruhn die Ursache hierfür erneut ausnahmslos in meiner Kindheit, in der meine Bedürfnisse grundsätzlich ignoriert worden waren. Dass meine Bedürfnisse auch in ihrer Therapie keine Rolle spielten, hat Frau Bruhn als Möglichkeit zu keinem Zeitpunkt in Betracht gezogen. Da ich mit meiner Wut nicht gegen die eigentliche Verursacherin der Misere vorgehen konnte, richtete ich sie gegen mich selbst. Ich wurde autoaggressiv und entwickelte Zwänge, die ich vorher nicht kannte. Immer öfter hatte ich Gedanken an Suizid und äußerte diese gegenüber der Therapeutin. Spätestens hier hätte sich Frau Bruhn supervidieren lassen müssen – was sie jedoch als nicht notwendig erachtete.

Im Gegenteil, ein Indischer Guru, dessen Anhängerin sie seit langem war, hielt nun (auf spiritueller Ebene) Einzug in meine psychoanalytische Therapie. Bei ihm könne ich meine Wut abladen und in Liebe umwandeln, so die Therapeutin. Sie erklärte mir, wie ich durch Gebete und Gedanken telepathisch mit ihm in Kontakt treten könne. Der Guru wurde mehr und mehr zum neuen Anker der Therapie. Ich besuchte regelmäßig die Messen und Anbetungen seiner Jünger in München, in der Hoffnung, dass ich auf diese Weise meine Suizidgedanken überwinden könnte.

Nach 3 Jahren Selbstzahlung - inzwischen hatte ich umgerechnet 33.000 Euro gezahlt und war völlig überschuldet - eröffnete mir die Therapeutin, dass sie erneut einen Antrag bei der Kasse stellen könne. Natürlich stimmte ich dem zu. Sie erwähnte gegenüber dem Gutachter mit keinem Wort, dass ich bereits seit 11 Jahren ihr Klient war. Stattdessen behauptete sie in ihrem Antrag, dass ich bei einer Kollegin eine Vortherapie gemacht hätte und nun bei ihr therapeutische Unterstützung suche. Noch heute bin ich entsetzt über diesen Betrug, der leider auch verhinderte, dass ein Außenstehender Einblick in ihre Methoden gewinnen und ihre Machenschaften aufdecken konnte.

Nach 12 Jahren Therapie war ich derart am Ende, dass ich mich während eines Urlaubs der Therapeutin freiwillig in eine Klinik begab. Hier wurde mir zum ersten Mal verdeutlicht, dass ich länger als ein Jahrzehnt Opfer eines therapeutischen Missbrauchs gewesen war. Die Grenzüberschreitungen waren so immens und von so langer Dauer, dass sich in mir ein falsches Selbst implementieren konnte.

An ein Studium war nicht mehr zu denken. Ich war inzwischen 35 Jahre alt und so destabilisiert, dass die Wiedereingliederung ins Alltags- und Berufsleben Priorität hatte. Vor allem musste ich mit den Gefühlen umgehen lernen, die die Therapie hinterlassen hatte: Wut und Scham - nicht nur darüber, dass sich ein angeblich professionell Tätiger im Rahmen einer Psychotherapie an mir bereichert hatte, sondern vor allem, weil mein Vertrauen missbraucht, meine Souveränität missachtet und mir meine Selbstachtung genommen wurde.

Als ich aus der Klinik und Nachsorge entlassen wurde, gab es unermesslich viel zu klären und aufzuarbeiten. Ich rief ich Frau Bruhn an. Sie lehnte kategorisch eine Begegnung und Auseinandersetzung mit mir ab. Das sei besser für mich - aus therapeutischen Gründen. Hier zeigte sich ein letztes Mal die Verantwortungslosigkeit und Inkompetenz dieser Therapeutin. Inkompetenz, weil sie offensichtlich nicht wusste, dass nach einer so langen therapeutischen Beziehung wie der unseren ein Ablöseprozess von mehreren Monaten angezeigt war, - weil sie immer noch die irrige Annahme vertrat, dass Sie diejenige war, die darüber zu befinden hatte, was das Beste für mich sei, - weil sie nicht begriffen hatte, dass es nicht nur während der Therapie sondern auch bei der Gestaltung des Abschieds um meine Bedürfnisse ging. Verantwortungslos, weil sie es, wie schon während der Therapie ablehnte, sich mit ihrem manipulativen und destruktiven Vorgehen auseinander zu setzen und keine kritische Hinterfragung ihrer Aktionen zulassen wollte – womit sie letztlich mir die ganze Last der misslungenen Therapie aufbürdete.

Deren Folgen waren für mich verheerend, sie haben mein ganzes Leben nachhaltig beeinträchtigt. Ich bin als junger Mensch arglos in eine Falle getappt, die mich in eine tiefgreifende Krise stürzte, meine Identität zerstörte, und die mich zudem meiner beruflichen Perspektiven beraubt hatte. Bis heute habe ich damit zu kämpfen.